Künstliche Intelligenz Forscher fälschen Kunstwerke mit 3D-Druckern
Fälschen für die Wissenschaft: Forscher aus den USA haben Ölgemälde mithilfe von künstlicher Intelligenz und einem 3D-Drucker nachgemacht. In Zukunft soll sich so jeder einen Van Gogh ausdrucken können.
Wissenschaftler haben einer Software mit Unterstützung von künstlicher Intelligenz (KI) beigebracht, Ölgemälde zu fälschen. Die Kunstwerke kommen aus dem 3D-Drucker und sollen eines Tages so täuschend echt aussehen, dass sie sogar in einem Museum ausgestellt werden können.
Das Projekt der Forscher aus dem Computer- und KI-Labor des Massachusetts Institute of Technology (MIT) nennt sich RePaint. Das Ziel der Forscher: Kunstfälschungen sollen auch bei unterschiedlichen Lichtverhältnissen wie das Original aussehen. Damit sollen Museen in Zukunft die Chance bekommen, Ölgemälde von großen Künstlern auszustellen, auch wenn das Werk etwa gestohlen wurde oder zum Schutz nicht in einer Galerie aufgehängt werden darf. Außerdem sollen die Bilder eines Tages so günstig hergestellt werden, dass Kunstliebhaber sich ihr persönliches Exemplar ausdrucken können.
Der klassische Vierfarbdruck, wie er etwa bei herkömmlichen Tintenstrahldruckern eingesetzt wird, war den Wissenschaftlern zu wenig. Sie verwendeten einen 3D-Drucker für das Projekt. Der Vorteil gegenüber klassischen Druckern sei, dass man nicht von den Mischfarben Cyan, Magenta, Gelb und Schwarz (CMYK) abhängig sei. Der 3D-Drucker greift insgesamt auf zehn verschiedene Patronen mit Spezialtinte zu, darunter neben den CMYK-Klassikern auch noch Weiß, Grün, Blau, Orange, Rot und Violett.
Mit mehreren Schichten zum Kunstwerk
Für den Druck kombinierten die Wissenschaftler zwei Methoden. Einerseits verwendeten sie die klassische Technik der Halbtonbilder. Der Effekt ist dabei, dass viele winzige Rasterpunkte auf einer weißen Fläche für das menschliche Auge grau wirken, während die Fläche immer schwärzer aussieht, wenn die Punkte größer werden.
Diese Fototechnik haben die Forscher mit einer Methode verknüpft, die sich Color-Contoning nennt und ebenfalls am MIT entwickelt wurde. Dabei werden dünne Farbschichten aus einem 3D-Drucker übereinander auf die Leinwand gepresst, die das Licht unterschiedlich stark durchscheinen lassen. Ein neuronales Netzwerk überprüft beim Drucken die Lichtverhältnisse und trainiert die KI-Software dafür, die knapp eine Milliarde verschiedenen Möglichkeiten der gestapelten Schichten richtig einzusetzen.

Der Vierfarbdruck (CMYK) kann bei unterschiedlichen Lichtverhältnissen nicht mit dem Ergebnis aus dem 3D-Drucker (10 Inks) mithalten.
Dadurch, dass sich das Licht in den transparenten Farbschichten unterschiedlich bricht, ergibt sich laut dem Bericht ein Ergebnis, das "viermal genauer ist als alle anderen modernen Techniken, physikalisch die Farbtöne verschiedener Kunstwerke exakt nachzubilden".
Die Wissenschaftler seien sich bewusst, dass ihre Technik von Fälschern missbraucht werden könnte. Dem SPIEGEL sagt ein Sprecher des MIT, dass der 3D-Kunstdruck wie jede andere Technologie aber nicht grundsätzlich gut oder schlecht sei. "Wir glauben, dass es wesentlich mehr nützliche Einsatzmöglichkeiten gibt." Ein System wie RePaint könnte dabei helfen, "Menschen einen besseren Zugang zu Kunst zu ermöglichen, die sie ansonsten niemals persönlich gesehen hätten".
Noch sind die Wissenschaftler weit entfernt von einer täuschend echten Kopie: Zwar sind die Farben ziemlich nah dran am Original. Aber selbst Laien können den Unterschied ausmachen, da Details auf den Fälschungen wie der Glanzeffekt auf den getrockneten Öltupfern völlig fehlen.
Außerdem fertigen die Forscher bisher lediglich Imitate in Visitenkartengröße an, da der Ausdruck sehr lange dauere. Das Team hoffe darauf, dass ausgereifte Drucker für den Massenmarkt künftig dabei helfen könnten, größere Gemälde effizienter zu erstellen. Der nächste Schritt soll nun sein, dass die Textur der Farbe verändert werden kann. Damit sollen matte und glänzende Oberflächen erzeugt werden, um Lichteffekte natürlicher darzustellen.